#6|Wale - Die sanften Riesen unserer Ozeane|
Sie sind voller Geheimnisse, gelten als intelligent und sind die Vagabunden unserer Meer: die Gruppe der Wale. Anders als Fische atmen sie Sauerstoff durch ihre Lungen, genau wie wir Menschen an Land. Sie erreichen unglaubliche Größen und stellen Rekorde im Tieftauchen auf. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass sie höchstwahrscheinlich eine bedeutende Rolle im Nährstoffaustausch zwischen tieferen Wasserschichten und den Oberflächengewässern spielen. Doch die sanften Riesen der Ozeane sind in Gefahr: Illegale Fischerei, Lebensraumvernichtung, Unterwasserlärm, Schiffsverkehr auf ihren Wanderrouten und nicht zuletzt die wenigen übrig geblieben Walfangnationen, die krampfhaft am unlukrativen Walfang festhalten. Allein im letzten Jahrhundert wurden über zwei Millionen Wale getötet, viele Arten bis an den Rand ihres Existenzminimums gedrückt. Es scheint, als ob wir aus unseren Fehlern nicht gelernt hätten: Noch immer bringen wir Menschen das natürliche Ökosystem durcheinander und könnten am Ende dafür sorgen, dass einige dieser faszinierenden Säugetiere für immer von unseren Planeten verschwinden. Mir stellt sich die Frage: Können wir diese Tiere nicht intensiver schützen und als ein Schatz und wichtigen Teil unseres Planeten betrachten?
Die Gruppe der Cetacea (lateinische Bezeichnung für Wale) besteht aus insgesamt 86 Walarten und setzt sich aus aus zwei größeren Untergruppen zusammen, die sich leicht unterscheiden lassen:
- den Zahnwalen (Odontoceti) und
- den Bartenwalen (Mysticeti).
Es gibt also eine Gruppe Wale, die ganz allgmein Zähne besitzt und sich karnivor ernährt und eine andere, bei denen sich die Zähne zu sogenannten Barten umgewandelt haben. Diese können sehr lang werden (2,5m) und bestehen aus Keratin, demselben Stoff, aus dem auch unsere Fingernägel gemacht sind. Auch die überall beliebten Delfine gehören zu der Gruppe der Wale. Da sie alle Zähne besitzen, werden sie der Gruppe der Odontoceti, also den Zahnwalen zugeordnet, die sich fast ausschließlich aus den kleineren Walen zusammensetzt mit Ausnahme der drei großen Pottwalarten, von denen der echte Pottwal mit bis zu 18m Länge der größte Räuber auf unserer Erde ist.
Der Rest der „großen Wale“ gehört zu den Bartenwalen, die sich durch Filtration ernähren. Sie schlucken große Mengen an Wasser, um dieses dann anschließend durch ihre Barten zurück zudrücken. Dabei bleiben Plankton, Krill und kleinere Fischen hängen. Ein Blauwal frisst am Tag bis zu 4 Tonnen davon, eine schier unglaubliche Menge. Der Blauwal ist es auch der einige andere Rekorde hält: So ist er das größte Tier, das jemals auf unseren Planeten gelebt hat. Unfassbare 35m Meter maß das größte bisher gefundene Exemplar und brachte unglaubliche 190 Tonnen auf die Waage – das Äquivalent zu fast 40 ausgewachsenen Elefantenbullen! Ironischerweise gehört er dennoch zu den am stärksten bedrohten Walarten überhaupt. Hat ihm die Evolution mit dieser unglaublichen Größe ausgestattet, die ihn gegen alle natürlichen Feinde schützt, so hilft sie dennoch nicht gegen die größte Gefahr – dem Menschen. Von einst geschätzten 250.000 Tieren, existieren heute nur noch ca. 10.000 (Schätzung nach Whale and Dolphin Conservation Society, WDCS). Allein in der Saison 1930/31 wurden fast 50.0000 Blauwale getötet, also weit mehr als heute überhaupt noch in den Weltmeeren vorkommen. Seine Zunge kann so schwer wie ein Auto werden, das Herz gut eine Tonne wiegen und durch seine dicksten Venen könnten kleine Kinder krabbeln. In jeglicher Hinsicht ist der Blauwal faszinierend.
Wale sind Säugetiere, die zurück ins Meer gewandert sind
Allen Walen gleich ist Fehlen von Kiemen. Sie gehören nicht zu den Fischen, sondern zu den Säugetieren. Wale besitzen eine Lunge genau wie wir Menschen und atmen Sauerstoff aus der Luft, der Grund warum sie immer wieder auftauchen müssen. Vor ca. 50 Millionen Jahren wanderten die Vorfahren der Wale, die zu den Huftieren gehörten, wieder dorthin, wo sie einst herkamen: zurück ins Wasser. Die Beine bildeten sich zurück oder wurden ersetzt durch Flipper (Vorderflossen) und Fluke (Schwanzflosse), das Nasenloch wanderte nach oben auf den Kopf und das Fell wich einer im Wasser besser isolierenden Fettschicht.
Einige Walarten können sehr lang und tief tauchen, wie zum Beispiel der Pottwal, der wahrscheinlich in bis zu 3000m Tiefe Tintenfische jagt und dabei bis zu 90 Minuten Unterwasser bleiben kann. Darunter auch die sagenumwobenen Riesenkalmare, die bis zu 10m Länge erreichen und wiederholt in Mägen von gestrandeten Pottwalen gefunden wurden. Auch die runden Narben der Saugnäpfe an den Schädeln der Pottwale zeugen von harten Kämpfen tief unten in Dunkeln.
Besonders die Bartenwale sind dafür bekannt auf ihren Wanderungen von den kalten, arktischen Gewässern zu den warmen Tropen lange Strecken hinter sich zu legen. Den Winter verbringen sie in den warmen nährstoffarmen Gewässern, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen und aufzuziehen. Dann wandern sie zu den nährstoffreichen kalten Meeren und verbringen dort den Sommer um zu fressen und Speck anzulegen. Wale kommen in allen Weltmeeren vor – auch wir haben Schweinswale in der Ost- und Nordsee. Besonders den Beständen in der Ostsee geht es schlecht. Lebensraumvernichtung, Unterwasserlärm und die vielen Fischereinetze machen den Schweinswalen zu schaffen, die mit einer Körperlänge von maximal 2,5m zu den kleinsten Vertretern der gesamten Walfamilie zählen.
Komplexe Sozialstrukturen und Familien fürs Leben
Vieles ist noch Unbekannt, was Wale betrifft, wobei einige Arten deutlich besser erforscht sind als andere. Mehrfach bestätigt wurden die starken sozialen Bindungstrukturen innerhalb der Gruppen vieler Tiere. So bleiben beispielsweise Orca Familien ihr ganzes Leben lang zusammen und entwickeln sogar eigene Jagdtechniken und Dialekte, je nach Jagdgebiet und geografischen Gegebenheiten. Buckelwale wiederum verharren stundenlang an der Wasseroberfläche und singen komplexe Lieder, die noch in 1000 Kilometer Entfernung zu hören sind und wahrscheinlich zur Paarung dienen.
Viele Vertreter der Echten Delfine, der größten Gruppe innerhalb der Wale, haben ausgeklügelte Jagdtechniken entwickelt, die auf Kommunikation und intelligenter Situationserfassung beruhen. In vielerlei Hinsicht sind uns die Wale gar nicht unähnlich – sie spielen miteinander, trauern um ihre Jungen und haben ausgebildeten Sozialstrukturen in ihren Familien und Gruppen.
Stille Zeugen der Zeit
Einige der größeren Walarten könne nahezu biblische Alter erreichen. Noch weiß man nicht genau, wie alt verschiedene Wale wirklich werden können, doch hat man 2007 das Alter von einem gefangenen Grönlandwal auf unglaubliche 211 Jahre bestimmt. Auch von Blau- oder Finnwalen weiß man, dass sie mindestens über 100 Jahre alt werden. Allerdings sterben die meisten Bartenwale heutzutage durch unnatürliche Umstände und verenden z.B. als Objekt „Wissenschaftlicher Studien“ (um danach das billige, subventionierte Fleisch zu verkaufen), sterben als Beifang in Netzen oder kollidieren mit größeren Schiffen. Zusätzlich belastet die ständig fortschreitende Verschmutzung der Meere den Tieren große Probleme. Daher ist die Ermittlung ihres tatsächlich erreichbaren Alters kaum möglich.
Die Zahnwale können nicht ganz so alt werden wie ihre größeren Verwandten. Der größte Vertreter unter ihnen, der Pottwal, kann um die 70 Jahren leben, wobei man bei Delfinen von einem Alter von ca. 40 Jahren ausgeht. Jedes Jahr wächst bei den Odontoceti jeder Zahn um eine Schicht, so ist es bei ihnen leicht das Alter festzustellen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass bisher nur in Gefangenschaft lebende und gestrandete Tiere untersucht werden konnten und das wahre erreichbare Alter vieler Wale deutlich hoher sein könnte.
Die Geschichte des Walfangs
Schon vor tausenden von Jahren hat man Wale gejagt. Allerdings war die Jagd damals ein schwieriges Unterfangen und erlegte man einen Wal, so ernährte dieser ein Dorf für mehrere Monate. Wahrscheinlich im 11. Jahrhundert fingen die Basken Frankreichs damit an, die Wale vor der Küste im größeren Maßstab zu fangen. Vor allem die langsamen Kaper wurden gefangen, die nach ihren Tod aufgrund ihres hohen Fettgehalts sogar an der Oberfläche schwammen. Nachdem die Fanggründe vor der eigen Küste erschöpft waren, wanderte man schlicht weiter und zielte auf andere Spezies ab. Besonders das Fett war begehrt – aus ihm wurde Tran gekocht. Auch die Barten wurden genutzt, sie dienten als elastisches Material, aus dem man vielfältiges Dinge herstellen konnte.
Die Jagd intensivierte in den nächsten Jahrhunderten und viele andere europäische Nationen mischten auf dem lukrativen Walmarkt mit. Man jagte vor Neufundland, Spitzbergen und überall sonst, wo Seefahrer von großen Walvorkommen berichteten. Oft wurde nur das Fett verkocht, das Fleisch ließ man am Strand verrotten. Mit dem gewonnen Tran wurde Lampenöl hergestellt und es fand Verwendung in Seifen, Margarinen und Kerzen.
Als im 19. Jahrhundert die Dampfmaschine erfunden wurde, nahm der Walfang noch einmal neue Dimensionen an: nun war man in der Lage auch die schnelleren Furchenwale (Blauwal, Finnwal, Seiwal..) zu bejagen und weiter auf die offene See vorzudringen.
Nachdem die europäischen Gewässer so gut wie leergefischt waren zog man weiter in die arktischen Gewässer. Dort wurden in den 30er Jahren des 20. Jahrhundert um die 40.000 Wale jährlich abgeschlachtet. Selbst den Waljägern selbst blieb nicht verborgen, dass diese Art der Bejagung nicht auf Dauer funktionieren würde. Die Walbestände sanken weltweit und die Industrie musste etwas unternehmen.
1946 wurde eine internationale Walfangkommission gegründet, die heute unter dem Namen IWC (International Whaling Commission) bekannt ist. Doch anstatt die Fangmengen zu reduzieren, wurden in den ersten Jahren nach ihrer Gründung mehr Wale als jemals zuvor getötet. Die Redensführer der Kommission waren die starken Walfangnationen, deren Interesse natürlich der weiteren Bejagung der Giganten galt. Andere Nationen akzeptierten das IWC gar nicht erst, ignorierte die Kommission und fingen – illegalerweise – weiterhin Wale in diversen Gewässern.
Erst gewagte Aktionen wecken die Öffentlichkeit auf
In den 80er Jahren machten Umweltorganisationen, allen voran Greenpeace unter Paul Watson mit spektakulären Aktionen auf das sich anbahnende ökologische Desaster aufmerksam. Mit kleinen Schlauchbooten fuhren sie zwischen die Schusslinie von Harpunen und Wale und gaben den Meeressäugern endlich eine Stimme. Das Thema rückte zunehmens in die Öffentlichkeit, der internationale Druck erhöhte sich und schließlich erließ das IWC 1982 ein Moratorium, dass den weiteren Walfang strikt verbot. Erst vier Jahre später, 1986 trat es schließlich in Kraft. Allerdings beinhaltet dieses Moratorium einige Schlupflöcher, die noch heute genutzt werden: so ist eine weitere Bejagung erlaubt, wenn es sich um „wissenschaftliche Forschung“ handelt, was Japan ausnutzt. Außerdem haben kleinere Gemeinden Ausnahme-Quoten für den Walfang, da dieser nachhaltig von Statten geht und die Bestände nicht bedroht.
Kleinwale ausgeschlossen – Delfinmassaker in Taiji, Japan
Das Moratorium der IWC bezieht sich zudem ausschließlich auf Großwale, eine Bezeichnung die relativ willkürlich gewählt wurde, da die größten Kleinwale durchaus Größen der kleinsten Großwale erreichen. Dies hat zur Folge, dass in vielen Orten der Welt Delfine bestialisch abgeschlachtet werden und ihre Situation lokal oft kritisch ist. Oft fängt man sie, um sie als Köder für z.B. Haie zu benutzen. Sie werden in kleine Stücke geschnitten und zum Fischen verwendet. Außerdem sterben jedes Jahr Tausende Kleinwale als Beifang in der Fischereiindustrie. Besonders im Thunfischfang ist dies ein großes Problem, da riesige Ringwadennetze, die um Schwärme herumgelegt werden, gleichzeitig auch die Delfine mit einschließen, die diese Schwärme gerade bejagen. Aber auch Stellnetze und Treibnetze machen den Meeressäugern zu schaffen (auch viele andere Tiere leiden unter ihnen wie Vögel, viele verschiedene Fischarten, Schildkröten etc.). Nicht nur für Delfine ist es unbedingt notwendig vorhandene Fischereitechniken zu verbessern oder gar zu verbieten. Hier bedarf es öffentlichen Druck und ein geändertes Konsumverhalten, um ein Interesse der Politik zu fördern.
Doch nicht nur verenden die Tiere unnötigerweise als Beifang, sondern sie werden auch gezielt bejagt. Aufgrund des Moratoriums und den mit ihm einhergehenden Fangverbot für Großwale weichen Nationen wie Japan bewusst auf die kleineren Vertreter der Cetaceans aus. Jedes Jahr findet ein unglaubliches Massaker in der kleinen Stadt Taiji an der japanischen Küste statt. Bis zu 20.000 (!) Delfine, Tümmler und andere kleine Wale werden in der 7-Monatigen Jagdsaison allein hier geschlachtet. Einige der Delfine erwartet anstatt des Todes ein anderes Schicksal: ein Leben in Gefangenschaft. In alle Welt werden ausgewählte Exemplare verkauft um den Durst der Delfinarien zu stillen. Viele der Tiere sterben bereits in den ersten Monaten. Es ist ein skrupelloses Geschäft und wer mehr darüber erfahren möchte, dem sei der Film „The Cove“ empfohlen, der dieses Vorhaben erstmals öffentlich machte und unter anderem 2010 den Oscar gewann. Auch wenn große Teile der Weltbevölkerung solche Aktivitäten nicht gutheißen, so ist dennoch legal. Ein Fakt, der dringend geändert werden muss.
Auch Europa mischt mit
Doch nicht nur in Japan wird Jagd auf die Meeressäuger gemacht auch mitten in Europa werden sie brutal abgeschlachtet. Hunderte Grindwale, Delfine und Entenwale waren jedes Jahr auf den Färöer-Inseln in Buchten getrieben, dort mit Eisenhaken an den Strand geschleppt und mit einen Schnitt in die Kehle getötet. Das alles, obwohl das Fleisch dieser Tiere zum großen Teil für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet ist: eine hohe Konzentration von Giften ist in dem Fleisch der Wale enthalten und kann zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden bei übermäßigen Konsum führen.
Andere Delfine wie zum Beispiel der Amazonas-Flussdelfin stehen kurz vor der Ausrottung. Auch hier machen schwindender Lebensräume, illegale Bejagung und Verschmutzung der Gewässer ein Fortbestand der Art kaum noch möglich. Populationen scheinen in den letzten Jahren um über 50% zurückgegangen zu sein (Whale and Dolphin Conservation). Für mich ist es unfassbar traurig, wie wir mit der Natur und den Lebewesen mit denen wir unseren Planeten teilen umgehen. Ein jeder von uns sollte sich Gedanken machen über eben dieses Verhältnis, denn wenn wie wir uns weiter aufspielen als kontrollierten wir die Natur, sollten wir bedenken, dass wir unbedingt von ihr abhängig sind.
Der Mensch als größter Feind der Wale
Neben der eigentlichen Bejagung, stellt auch der Schiffsverkehr auf den Wanderrouten der Tiere eine Gefahr dar. Naturschutzorganisationen gehen von mehreren Dutzend Kollisionen jährlich aus, die meisten von ihnen mit großen Walen wie zum Beispiel dem langsam schwimmenden Glattwal oder aber den lange an der Oberfläche verweilenden Pottwalen. Die wahre Anzahl an Unfällen ist schwer nachzuvollziehen, nicht zuletzt weil viele nicht dokumentiert und andere gar nicht bemerkt werden. Außerdem überleben viele Wale den Zusammenprall, sterben allerdings später an Knochenbrüchen, Quetschungen und inneren Verletzungen. Wichtig ist, dass zusammen mit Wissenschaftlern die Wanderrouten verschiedener Walarten genau bestimmt werden und anhand dieser Daten alternative Schifffahrtswege erarbeitet werden.
Doch nicht nur die Schiffe auf dem Wasser, sondern auch die unsichtbaren Gifte und Schwermetalle, die im Wasser schwimmen gefährden Wale und andere Lebewesen. Seit Jahrzehnten werden die Meere als Mülldeponie verschiedenster Materialien und Substanzen betrachtet und auch wenn der Trend andeutet, dass es weniger wird, landen noch immer Millionen Tonnen Abfall in unseren Ozeanen. Die neuseeländische Wissenschaftlerin Dr. Ingrid Visser, die mit Orcas vor der Küste Neuseelands arbeitet, vermutet, dass bestimmte dieser Substanzen zur Unfruchtbarkeit führen. Substanzen, die entweder aus Städten, aus Industrieanlagen oder von Mülldeponien letztendlich in den Meeren landen. Durch die Größe vieler Wale und die lange Lebenserwartung sammeln diese Tiere viel Gift in ihrem Gewebe an und besonders ältere Tiere weisen deutlich höhere Konzentrationen auf, als junge Tiere. Eine Lösung dieses Problems ist noch nicht in Sicht. Auch wenn Verbote für einige einschlägige Substanzen bestehen, werden jedes Jahr Hunderte neue auf den Markt geworfen, ohne irgendwelche Studien mit ihnen zur Schädlichkeit auf Umwelt/Mensch/Tier/Ökosystem erforscht zu haben.
Orientierung über Sonar – Delfine sind uns weit voraus
Auch der zunehmende Unterwasserlärm, der zum Beispiel von Ölplattformen, Militärübungen, Windparks und anderen Großbaustellen unter Wasser herrührt, kann schwerwiegende Folgen für die Meeressäuger haben: Zahnwale orientieren, kommunizieren und sehen durch hochfrequente Klick- und Pfeiflaute. Dabei senden sie gebündelte Schallwellen aus einem spezialisierten Organ in der Stirn der Tiere – der Melone. Treffen diese Schallwellen auf ein Hindernis, so werden sie reflektiert und vom Unterkiefer des Tieres über das Mittelohr zum Gehirn weitergeleitet, wo die Informationen verarbeitet werden. Mithilfe dieser sogenannten Echoortung können Pottwale in völliger Dunkelheit jagen, oder Delfine „durch uns hindurchsehen“. Das stärkste militärische Sonar ist noch immer nicht im Stande so ein genaues Umgebungsbild zu erstellen, wie es die Zahnwale mittels ihrer Echoortung können. Mittlerweile weiß man, dass verschiedene Walarten auch auf unterschiedlichen Frequenzen miteinander kommunizieren. Was bei den Zahnwalen die Echoortung und das Klicken ist, ist bei den Bartwalen wie zum Beispiel der Gesang der Buckelwale. Diese Tiere haben den längsten und komplexesten Gesang aller Tiere auf der Erde. Immer wiederkehrende Muster und Strophen definieren die Lieder der Buckelwale. Wer sie einmal gehört hat, kann sich ihren Bann kaum noch entziehen.
Hier ein Beispiel von youtube.com (Gesang von Buckelwalen)
Immer wieder kommt es bei großangelegten Militäreinsätzen zu Massenstrandungen von Meeressäugern. Durch den Einsatz von militärischen Sonaren werden die Tiere möglicherweise in ihren Orientierungsverhalten gestört und viele stranden und verenden. Bei Obduktionen von Schnabelwalen, die bis zu 2900 Meter tief tauchen, wurden Gasblasen in den Geweben vieler Tiere gefunden, ein Hinweis auf die sogenannte Taucherkrankheit, die durch zu schnelles Aufsteigen hervorgerufen wird. Dies könnte bedeuten, dass sich die Tiere erschrecken und von ihrer geplanten Aufstiegsroute abweichen und zu schnell zur Wasseroberfläche schwimmen. Dabei löst sich der gebundene Stickstoff, verstopft die Arterien, so dass diese platzen und die Tiere innerlich verbluten.
Wale in Gefangenschaft
Viele kleinere Wale werden heutzutage in Delfinarien, Aquarien oder Tiershows gehalten und mit ihnen werden Millionen generiert. Besonders Delfine, unter ihnen auch der große Schwertwal (Orca), müssen als Publikumsmagnet herhalten. Der Mythos des immer lächelnden und glücklichen Tieres, der die Kunststücke freiwillig und voller Spaß durchführt hält sich noch immer bei vielen Familien. Besonders Sea World als größter globaler Player ist hier als negatives Beispiel zu nennen. Sie sind insbesonders berühmt (berüchtigt) für das Halten von Schwertwalen und das Durchführen von Shows mit ihnen. Aus Sicht eines Tierschützers, Biologen oder einfach nur eines Menschen mit gesunden Menschenverstands, ist dies Tierquälerei in seinen schlimmsten Formen. Die Tiere werden ihn für sie viel zu kleine Becken eingesperrt, vergleichbar mit einem kleinen Pool für uns Menschen, in denen die Tiere endlose Kreise drehen. In der Wildnis schwimmen Orcas bis zu 160 Kilometer täglich und leben in einer komplexen Sozialstruktur, oft mit mehreren Generationen zusammen. Bei Sea World werden Interaktionen zwischen den Tieren oft völlig unterbunden, neu geborene Kälber werden ihren Müttern weggenommen oder aber Hierarchien innerhalb Familien werden durcheinandergeworfen und rivalisierende Wale werden in das selbe Becken gesteckt, was bereits tödlichen Konsequenzen hatte.
Wie ich bereits erwähnt habe, orientieren sich die Zahnwale mithilfe der Echoortung, also dem Aussenden von Schallwellen. Man stelle sich nun einen Pool vor, in dem zum Beispiel mehrerer große Tümmler leben. Die ausgesendeten Schallwellen treffen in jeder Richtung (!) auf die Wände des Pools und werden zurück reflektiert, eine schreckliche Vorstellung. Vielleicht ist es vergleichbar, wenn wir uns einen Raum voller Spiegel vorstellen, in dem wir unser gesamtes Leben eingesperrt würden und für unser Essen Kunststücke vorführen müssten. Die Tiere werden zudem meistens hungrig gehalten – der einzige Weg um ihnen über die Futterbelohnungsmethode neue Kunststücke „beizubringen“. Ein bedauernswertes, armseliges und langweiliges Leben für die Tiere. Es gibt zahlreiche dokumentierte Fälle von in Gefangenschaft lebenden Tieren, die wiederholt aggressives Verhalten entwickeln, eine Eigenschaft, die bis jetzt in freier Wildbahn so noch nicht beobachtet wurde. Sogar zu Selbstmorden kam es schon, auch wenn dies umstritten ist. Doch da für Delfine jeder Atemzug ein bewusster ist, können sie auch bewusst nicht atmen. Ric O´Barry einer der bedeutendsten Menschen im Kampf für die Recht von Cetaceans, ist sich sicher, dass damals „sein“ Delfin Flipper, in seinem Armen Selbstmord beging. Dieser Moment änderte sein Leben von seiner Rolle als Teil der Walindustrie (er trainierte die Tümmler, die in der Show „Flipper“ zu sehen waren) hin zu einer Schlüsselfigur im Kampf gegen dieselbe.
Ein Film, der die Umstände in Sea World gut beschreibt und einige ehemalige Sea World Trainer zu Wort kommen lässt, ist sehr empfehlenswert:
Sehr wichtig ist, NICHT zu solchen Vergnügungsparks zu gehen, besonders nicht mit Kindern, auch nicht an Geburtstagen oder sonstigen Anlässen. Durch das Bezahlen des Eintritts macht man sich selbst zum aktiven Teil dieser ausbeutenden Industrie und unterstützt die Gefangenschaft von Delfinen und anderen Walen. Wer Delfine liebt, besucht solche Orte nicht. Hinzu kommt, dass solche Parks auf den Besuch von Kindern ausgerichtet sind, die eine völlig falsche Vorstellung eingetrichtert bekommen. Nämlich, dass es „OK“ ist, solche Tiere einzusperren, Kunststücke vorführen zu lassen und ihnen dabei zuzusehen. Kinder müssen früh für dieses Thema sensibilisiert werden: Delfine gehören in Freiheit und wer mit diesen wunderschönen, intelligenten und faszinierenden Tieren interagieren möchte, kann dies in freier Wildbahn tun im Rahmen von Tauchbegegnungen oder aber ökologischen Whale watching Programmen.
Was kann man tun um den Walen zu helfen?
„Was kann ich als einzelner schon dagegen ausrichten?“, mag sich der ein oder andere jetzt denken. Die Antwort ist: so einiges! Veränderungen fangen immer klein an und je mehr Menschen für etwas kämpfen, desto besser. Es gibt einige Wege mit denen man Walen helfen und ihr Fortbestand in unseren Ökosystem sichern kann.
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Niemals Delfinarien oder Aquarien besuchen, bei denen Wale in Gefangenschaft gehalten werden!
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Geld spenden! Es gibt zahlreiche kleine und größere Organisationen, die sich um den Erhalt und Schutz von Walen kümmern. Hier ist eine kleine Liste:
www.wdcs-de.org (auf Englisch ist die Seite um einiges besser gestaltet)
www.wwf.de/spenden-helfen/pate-werden/wale-in-den-weltmeeren
www.greenpeace.de/themen/artenvielfalt/meeressauger/wale-bewundert-und-bedroht-teil-1
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Kein Walfleisch konsumieren! Viele von uns haben sicherlich noch nie Walfleisch gegessen. Allerdings sollten wir auch auf Reisen oder bei sonstigen Gelegenheiten strikt darauf verzichten!
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Lerne mehr über Wale und verbreite dein Wissen unter Freunden und Familie!
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Verzichte auf Plastik-Einweg Produkte und verwende generell so wenig Plastik Produkte wie möglich!
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Nehme an ökologischen Whale watching Touren bei, um Wale in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten!
Wale sind Teil unserer Erde und das sollten sie auch bleiben. Wir benötigen sie für ein natürliches ökologisches Gleichgewicht. Wenn ein jeder sich an die obige Liste hält, können wir etwas bewegen und diesen wunderbaren Meeressäuger ein friedliches Leben garantieren.
Serie: 2 vor 12 – Kann man die Ozeane noch retten?
Eine 6-Teilige Serie über die Überfischung, Vermüllung und Ausbeutung unserer Meere. Ihr Zustand ist vielerorts kritisch, oft sogar dramatisch, doch positive Beispiele zeigen: Es ist noch nicht zu spät den Kurs zu wechseln und die Ozeane zu retten! Ursprünglich geschrieben für diefreiheitsliebe.de.#1 – Bis zum letzten Fisch – Wie die Fischerei unsere Ozeane zerstört#2 – Vom Fischhaken zum Meganetz – die Geschichte der Fischerei#3 – Aquakultur – wirklich so gut wie alle sagen?#4 – Vermüllung der Meere – aus den Augen, aus dem Sinn?#5 – 270 getötete Haie pro Tag - eine Ausrottung mit Folgen#6 – Die Situation der Wale – die sanften Riese unserer Erde