Weltrekord - 332,35m in die Tiefe | Ahmed Gabr - The deepest ever
Freitag Morgen um 00:20 Uhr tauchte der Ägypter Ahmed Gabr aus den warmen Gewässern des Golfs von Aqaba auf und hatte historisches geschafft: niemand zuvor war mit einen offenen Tauchsystem tiefer in die völlige Dunkelheit getaucht als er. Der ehemalige Militäroffizier erreichte unglaubliche 334,35 Meter, ließ damit den bisherigen Rekordhalter Nuno Gomes mit 318,25m hinter sich und holte den Weltrekord von Süd Afrika nach Ägypten.
Hinter diesen immens aufwändigen Tauchgang steht fokussierte Arbeit von über zwei Jahren, in denen Ahmed Gabr mit der Tauchbasis H2O Divers in Dahab, Ägypten trainierte. Dabei standen nicht nur das physische Training im Vordergrund, sondern auch die psychische Vorbereitung auf den Weltrekord-Tauchgang, der unglaubliche 13 Stunden und 50 Minuten dauerte. Mehrere Tief-Traingstauchgänge bereiten Ahmed so gut es ging auf den bevorstehen Tauchgang vor, darunter ein 220m Tauchgang am 27.06.2014, der bereits 7,5 Stunden dauerte.
Ahmed Gabr diente nach seiner Graduation 1994 an einer Militärakademie in einer ägyptischen Spezialeinheit und genoss später eine Ausbildung bei amerikanischen Kampftauchern. Angefangen hat Ahmeds Tauchleben mit 18 Jahren und sich seit dem konsequent weitergebildet, unter anderem ist er Instructor Trainer und hat Tausende Stunden unter Wasser verbracht.
92 Tanks für Ahmed und das Team
Insgesamt wurden 92 Tanks für das gesamte 14-köpfige Team benötigt, dass aus Sicherheitstauchern bestand, die in gewissen Tiefen auf ihn warteten sowie Tauchern, die Ahmed Gabr während der langen Dekompressionszeit im flacheren Wasser unterstützen. Ahmed tauchte mit vier schweren 20l Tanks auf den Rücken und zusätzlichen Dekompressionstanks, die später gegen ein bequemeres Sidemount Kit getauscht wurden, um ihn die lange Zeit unter Wasser so angenehm wie möglich zu gestalten. Zusätzlich dazu wurde Ahmed mit Wasser und Bananen versorgt, um Dehydration zu vermeiden und den Energiehaushalt zu unterstützen.
12 Minuten nach unten, 13 Stunden 38 Minuten nach oben
In nur 12 Minuten erreichte Ahmed 332,35 Meter, wo er den Beweismarke an der Leine abnahm, um später die erreichte Tiefe zu beweisen. Niemand wusste, ob die Tauchcomputer in dieser Tiefe noch funktionieren. Die restlichen 13 Stunden und 38 Minuten wurden gebraucht, um die Akkumulation von Stickstoff so gering wie möglich zu halten und der sogenannten Taucherkrankheit vorzubeugen. Dabei sammelt sich bei zunehmender Tiefe und steigenden Druck Stickstoff im Körper an, dass der eingeatmeten Luft entnommen wird. Steigt der Taucher zu schnell wieder nach oben, löst sich der Stickstoff und kann unter Umständen in das Blutsystem gelangen und dort zu Arterienverstopfungen führen, die den Tod bedeuten können. Ein anderes potentielles Risiko bei Tieftauchgängen stellt der Tiefenrausch da, eine Beeinträchtigung des Denkens, dass bereits bei vielen Tieftauchern zu scheinbar unlogischen Verhalten führte und damit in solchen Tiefen fast in den meisten Fällen zum Tod.
Um Gefahren wie diese zu vermeiden, werden verschiedene Techniken angewandt, wie das Atmen von reinem Sauerstoffs während der Dekompressionphase, um diesen Prozess zu beschleunigen. Während des Tauchgangs wurde zwischen verschiedenen Gasen gewechselt, da Sauerstoff ab einer Tiefe von ca. 66 Metern toxisch auf das menschliche Nervensystem wirkt. Spezielle Gasgemische wie Nitrox, Heliox und Trimix werden eingesetzt, um den Sauerstoffanteil in Tiefen unter dieser Tiefe so gering wie möglich zu halten. Details über Ahmed Gabrs verwendeten Gase sind allerdings noch nicht bekannt.
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Ein wichtiger Tag für Ägypten und die gesamte Tauchwelt
Der 19. September 2014 war ein wichtiger Tag für Ägypten, den Tauchsport und ganz speziell Dahab, wo bereits 2005 der bisher gültige Tauchrekord von 318,25m aufgestellt wurde. Heute, drei Tage nach dem Tauchgang und der offiziellen Anerkennung der Guinness World Records vermeldet Ahmed Gabr auf seiner Facebook Seite, dass er die Zeit unter ärztlicher Aufsicht verbrachte und es ihm gut geht.
Ich persönlich habe allerhöchsten Respekt für diesen Mann und seine physische, sowie besonders mentale Leistung. Vor gut neun Monaten traf ich ihn kurz in Dahab bei H2O Divers, wo ich zur selben Zeit tauchte. Schon damals machte er einigen extrem fokussierten, aber ruhigen Eindruck. Seine Vergangenheit und Erfahrung, sowie natürlich auch die unglaubliche Organisationsleistung vom H2O Team machten diesen Weltrekord überhaupt erst möglich. Ob es wieder einen Versuch geben wird diesen Rekord zu brechen? Wie tief kann der Mensch mit einen offenen Tauchsystem in den Abyss vordringen? Antworten wird die Zukunft bringen, doch bis dahin feiern wir Ahmed Gabr und seine Leistung!
[su_quote]Ein kleiner Baby Hai begleitete mich für sechs Stunden - wir haben uns gegenseitig beschäftigt.
- Ahmed Gabr[/su_quote]
Alle Bilder von H2O Divers Dahab mit freundlicher Genehmigung von Laura Dinraths.