#1 Bis zum letzten Fisch - wie unsere Meere zerstört werden!

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Mit der stetig wachsenden Weltbevölkerung wächst auch der Hunger auf unsere Ressource Fisch. Immer mehr muss gefangen werden um die schier endlos erscheinende Nachfrage rund um unseren Globus zu stillen. Doch wie viel Fischerei verträgt eigentlich unser Ozean und wie viel Fisch gibt es noch? Was hat die industrielle Fischerei für Auswirkungen auf die komplexen vielschichtigen Ökosysteme und wie lange können wir noch so weitermachen? Kann man ein Meer „leerfischen“? Ist die Aquakultur eine vernünftige Alternative für diejenigen, die sich Gedanken machen und die vielleicht ein schlechtes Gewissen plagt beim Verzehr von 1 Euro teuren Dosenthunfisch?

Diese Fragen und noch viele weitere stellte und stelle ich mir oft, doch Antworten zu finden ist manchmal nicht ganz leicht im unendlichen Gewirr von Fakten, Berichten und Daten. Hinzu kommt, dass Fangstatistiken in vielen Ländern dieser Erde nur unvollständig bzw. überhaupt nicht dokumentiert werden. Fakt ist, dass wir Menschen seit 1950 die Fangmenge mindestens verfünffacht haben. In der gleichen Zeit hat sich die Menge an Fisch in unseren Ozeanen allerdings halbiert (!). Wie passt das zusammen und was bedeutet das für uns und den Ozean?

Überfischte Bestände seit Jahrzehnten als „Normalzustand“

Man geht heute davon aus, dass ca. 90 % der Speisefisch-Populationen überfischt sind oder am Rande derÜberfischung stehen. Es werden also mehr von ihnen gefangen, als auf natürlichen Wege nachwachsen kann. Diesen Fakt wissentlich ignorierend und aus den Zwang heraus, den Markt fortwährend bedienen zu müssen, werden einfach immer kleinere, in vielen Fällen noch nicht geschlechtsreife Jungfische gefangen, die in ihren kurzen Leben noch nicht reproduzieren konnten. Dieser Teufelskreis führt unweigerlich zum ökologischen Kollaps, im schlimmsten Falle zum Aussterben der überfischten Art und bedarf gezielter Management Pläne um dies zu verhindern. Man entreißt so den zukünftigen Generationen ihre Ernährungsgrundlagen und verändert völlig bewusst - denn Daten gibt es zu Hauf – ganze Ökosysteme mit nur schwer abschätzbaren Folgen. Vor Namibia´s Küste zum Beispiel hat die exzessive, jahrelange Befischung von Anchovis und der südafrikanischen Sardine dazu geführt, dass das komplette System nun von Quallen dominiert wird, da diese ihren natürlichen Fressfeind verloren haben und nicht mehr „kontrolliert“ werden. Fischer vor Ort fangen nichts mehr und das Meer ist nahezu tot. Hier und an vielen anderen Orten der Welt hat der Mensch dafür gesorgt, dass ein funktionierendes Ökosystem zusammengebrochen ist.

Ein südafrikanischer Fischer läuft aus den Hafen in Kapstadt aus, um in den fischreichen Gewässern vor der Küste zu fischen. Quelle: © Tom Vierus

Man geht heute davon aus, dass ca. 90 % der Speisefisch-Populationen überfischt sind oder am Rande der Überfischung stehen. Es werden also mehr von ihnen gefangen, als auf natürlichen Wege nachwachsen kann. Diesen Fakt wissentlich ignorierend und aus den Zwang heraus, den Markt fortwährend bedienen zu müssen, werden einfach immer kleinere, in vielen Fällen noch nicht geschlechtsreife Jungfische gefangen, die in ihren kurzen Leben noch nicht reproduzieren konnten. Dieser Teufelskreis führt unweigerlich zum ökologischen Kollaps, im schlimmsten Falle zum Aussterben der überfischten Art und bedarf gezielter Management Pläne um dies zu verhindern. Man entreißt so den zukünftigen Generationen ihre Ernährungsgrundlagen und verändert völlig bewusst - denn Daten gibt es zu Hauf – ganze Ökosysteme mit nur schwer abschätzbaren Folgen. Vor Namibia´s Küste zum Beispiel hat die exzessive, jahrelange Befischung von Anchovis und der südafrikanischen Sardine dazu geführt, dass das komplette System nun von Quallen dominiert wird, da diese ihren natürlichen Fressfeind verloren haben und nicht mehr „kontrolliert“ werden. Fischer vor Ort fangen nichts mehr und das Meer ist nahezu tot. Hier und an vielen anderen Orten der Welt hat der Mensch dafür gesorgt, dass ein funktionierendes Ökosystem zusammengebrochen ist.

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Der Verbraucher sitzt am längsten Hebel

Oft ohne es zu wissen, sind wir – die Endverbraucher – Teil des Problems. Mit unseren Kaufverhalten bestimmen wir die Nachfrage und wo es Nachfrage gibt, wird es immer Angebot geben. Profit lag schon immer vor Umweltschutz. Man gehe nur in einen einzigen Discounter hier bei uns und schaue sich das Fisch-Angebot an. Man findet verschiedenste Arten aus Gewässern rund um unseren Globus. Das rechne man hoch auf die vielen verschieden Läden hier in Deutschland, in Europa, in der Welt. Es ist schier verrückt, wie sehr wir den Ozean ausbeuten und es ist zweifelsohne eine Einbahnstraße. Unser Planet wird von unseren Meeren dominiert - 71 % der Oberfläche ist von Wasser bedeckt, über 1 Milliarde Menschen sind auf Fisch als Hauptnahrungsquelle angewiesen und zeitgleich ist es der größte Sauerstofflieferant unserer Erde mit einem Anteil von unglaublichen 70% der Sauerstoffproduktion. Außerdem bewahrt es uns zu einen großen Teil von den Effekten der globalen Erwärmung, da es Wärme speichert und Kohlenstoffdioxid bindet. Wir halten also fest: Ohne gesundes Meer, kein gesunder Planet. Ohne gesunden Planeten, keine Menschen.

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 Fischerei-Dimensionen, die jenseits von Gut und Böse liegen

400 Tonnen Stachelmakrelen werden dem Meer entrissen, um auf unseren Speisetellern zu landen (quelle:https://commons.wikimedia .org/wiki /File:Chilean_purse_seine.jpg).

Da die meisten Effekte (leider) nicht unmittelbar spürbar sind, werden Warnungen und Prognosen ganz gern wohlwollend als übertriebene Schwarzmalerei abgetan, besonders von den Großen im Geschäft, die natürlich gerne möchten, dass alles so bleibt wie es ist. Eine großangelegte wissenschaftliche Studie datiert den kompletten Zusammenbruch aller Speisefischarten auf 2048 und bestätigt die „Schwarzmaler“, Umweltaktivisten, Wissenschaftlern und die besorgten Kleinfischer, die seit Jahren immer weniger fangen und nach Fangstopps und Reduzierungen schreien. Schuld daran sind unter anderem die riesigen Hochseetrawler, die fast schon größenwahnsinnige Dimensionen annehmen. Schleppnetzschiffe arbeiten mit Netzen, die bis zu 23.000 Quadratmeter Durchmesser haben (vier Fussballfelder!!) und bis zu 500 Tonnen Fisch verschlingen. Und das Tag für Tag. In diesen schwimmenden Fabriken wird der Fisch noch vor Ort prozessiert, verpackt und verkaufsfertig gelagert. Seit der Erfindung von Sonaren, Radargeräten und Motor-betriebenen Schiffen hat die Fischerei ein untragbares Ausmaß angenommen. 2010 wurden laut der FAO (Food and Agriculture Organization) 148 Millionen Tonnen Fisch gefangen. Die tatsächlicher Menge liegt wohl weit darüber, da illegale Fänge hier nicht eingerechnet werden und diese auf bis zu ein Viertel der Gesamtmenge geschätzt werden.

Der norwegische Trawler „Juvel“ ist mit einer Tragfähigkeit von 2700 Tonnen einer der Großen im Fischereigeschäft (Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File :Trawler_Juvel.jpg).

Was also können wir als Verbraucher tun? Ist denn Fisch aus Aquakultur „besser“, bzw. nachhaltiger? Die Antwort ist meist NEIN. Die meisten Fische, die in solchen Kulturen gezüchtet werden sind Raubfische, d.h. auf ihren Speiseplan steht Fisch. Wo kommt dieser Fisch wohl her? Genau – aus dem Meer! Ein Kilo Zuchtlachs benötigt zum Beispiel ca. 5 Kilo Futterfisch, der aus kleineren Fischen und Fischabfällen besteht. Die Industrie hat hier also einen Weg gefunden wirtschaftlich unrentablen Fisch profitabel zu machen. Umweltfreundlich und nachhaltig ist das allerdings nicht.

Was kann man persönlich tun, um zu helfen?

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Ein erster Schritt, den jeder für sich selbst gehen könnte, ist die Reduzierung des eigenen Fischverbrauchs. Lag dieser 1960 noch bei 10kg pro Kopf, ist er bis 2008 auf 17 kg gestiegen. So gesund Fisch auch ist, es ist eine Ressource, die uns allen gehört und es sich nach allem noch um ein Lebewesen handelt und wir sollten uns überlegen, ob es nicht reicht, vielleicht nur einmal pro Woche Fisch zu essen. Wir sollten uns außerdem sicher sein, WAS für einen Fisch wir verspeisen, WO wir ihn kaufen und WIE bzw. WO er gefangen wurde. Verschiedenste Umweltorganisationen geben regelmäßig Listen heraus, auf denen Empfehlungen zu finden sind, was wir meiden sollten und was wir essen können. Eine davon ist die von Greenpeace, die ihr hier  findet. Wer es schafft und dem Meer einen großen Gefallen tun möchte, der verzichtet ganz auf Fisch.

Die Fischereiminister unserer Länder treffen in Brüssel Entscheidungen, die nicht nur uns in Europa, sondern auch viele Fischer in Afrika und anderen Kontinenten direkt oder indirekt betreffen. Da viele europäischen Fanggründe durch den schweren Raubbau annähernd „geleert“ wurden, fischt ein großer Teil der europäischen Fangflotte nun vor Westafrika. Die Fischereirechte werden für ein Taschengeld an die EU abgegeben (Mauretanien zum Beispiel erhält 70 Millionen Euro pro Jahr) und werfen (wie könnte es anders sein) weitaus höhere Gewinne ab. Die Verlierer sind die traditionellen, einheimischen Fischer und das Meer. Ein einziger europäischer Super-Trawler fängt pro Tag dieselbe Menge Fisch, wie 50 mauretanische Fischer zusammengenommen - pro Jahr! Damit wir jeden Tag und rund um die Uhr billigen Fisch zu Verfügung haben, verlieren immer mehr Fischer ihre Arbeit und viele können noch nicht einmal mehr sich selbst und ihre Familien ernähren. Wir müssen uns alle im Klaren sein, dass wir mit unseren Konsum im Endeffekt eine Teilschuld tragen. Wir sollten uns erkundigen, wofür unsere Minister stehen und sie dazu ermuntern im Sinne von den Fischen, dem Meer und letztendlich von uns allen zu handeln. Wir tragen Mitverantwortung über die getroffenen Entscheidungen und schulden es den Zukunftsgenerationen, also unser aller Kinder, motiviert mitzuarbeiten. Es ist unser Planet. Unser Ozean. Und egal wie groß der Ozean scheint, wir sind dabei ihn zu leeren und zu zerstören.

Thunfisch und Makrelen schön billig und so viel man will. Macht sich noch überhaupt jemand Gedanken, dass der ganze Fisch auch irgendwo herkommen muss? © Tom Vierus

Mit welchen Methoden unser Fisch gefangen wird und wie sich diese in den letzten Jahrzehnten verändert haben, erfahrt ihr im nächsten Teil!

Serie: 2 vor 12 – Kann man die Ozeane noch retten?

Eine 6-Teilige Serie über die Überfischung, Vermüllung und Ausbeutung unserer Meere. Ihr Zustand ist vielerorts kritisch, oft sogar dramatisch, doch positive Beispiele zeigen: Es ist noch nicht zu spät den Kurs zu wechseln und die Ozeane zu retten! Ursprünglich geschrieben für diefreiheitsliebe.de.#1 –  Bis zum letzten Fisch – Wie die Fischerei unsere Ozeane zerstört#2 –  Vom Fischhaken zum Meganetz – die Geschichte der Fischerei#3 –  Aquakultur – wirklich so gut wie alle sagen?#4 –  Vermüllung der Meere – aus den Augen, aus dem Sinn?#5 –  270 getötete Haie pro Tag - eine Ausrottung mit Folgen#6 – Die Situation der Wale – die sanften Riese unserer Erde

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